„Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ von Haruki Murakami

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„Zwei Leidenschaften bestimmen Haruki Murakamis Leben: Schreiben und Laufen. Eines verbindet beide Tätigkeiten – ihre Intensität. Für Haruki Murakami bedeutet das Laufen ein zweites Leben, in dem er sich Kraft, Inspiration, vor allem aber die Zähigkeit zum Schreiben holt.
Der Einfall und Entschluss, Romanautor zu werden, kam ihm beim Sport. Das Sitzen am Schreibtisch gleicht er durch Laufen aus. Nach langsamen ersten Schritten hat er sich in den vergangenen dreißig Jahren professionalisiert: Längst sind zu den jährlichen Marathons auch Triathlon und Ultralanglauf von 100 Kilometern hinzugekommen.
Für seinen Grabstein wünscht er sich die Inschrift: „Haruki Murakami 1949-20**, Schriftsteller (und Läufer) – Zumindest ist er nie gegangen.““

Ich habe Laufen noch nie gemocht. Genauso wie ich Menschen nie verstanden habe, die freiwillig um eine unmenschliche Uhrzeit aufstehen, um draußen durch die Gegend zu joggen. Umso ungewöhnlicher, dass mich dieses Buch angesprochen hat: „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“. Vielleicht liegt es daran, dass ich ein großer Fan von Haruki Murakami bin und den Gedanken irgendwie schön fand, über eine seiner größten Leidenschaften zu lesen. Schließlich ist es immer schön zu beobachten, wenn Menschen von etwas erzählen, das sie wirklich begeistert.

In dieser Hinsicht war es auch sehr bereichernd, Murakamis Gedanken über das Laufen zu lesen. Das Buch ist geschrieben wie ein Tagebuch, die Einträge und Gedankenströme entstanden zwischendurch, zwischen anderen Büchern und Projekten. Man merkt aber, dass die Texte etwas sehr persönliches haben und fast schon eine intime Seite von Murakami zum Vorschein bringen. Er erzählt von Marathonläufen und davon, wie viel Arbeit und Überwindung dahintersteckte, wie seine Ausdauer sich über die Jahre veränderte und wie er einfach nicht aufgab, egal, wie schwer es war – geschrieben, in dem bescheidenden Ton, den man von Murakami gewohnt ist. Es ist unschwer zu erkennen, dass Murakami normalerweise ein zurückhaltender Mensch ist, der sich nicht gerne ins Rampenlicht stellt. Allein deswegen ist es schon besonders, ihn ausnahmsweise über sich selbst schreiben zu lesen.

Der Schreibstil ist ruhig, so wie alle Bücher des japanischen Autors. Einerseits genieße ich das an seinen Werken, andererseits fand ich seinen Rhythmus, verbunden mit dieser, wie ich finde, doch etwas einseitigen Thematik, in diesem Buch etwas zu langsam. Ich bin ein bisschen hin- und her gerissen, denn was hätte das Buch auch anderes sein können als eine Sammlung von Gedanken über das Laufen? Im Endeffekt ist es genau das, was draufsteht.

Im Großen und Ganzen war es für mich eine schöne Abwechslung, über eine Leidenschaft einer meiner Lieblingsautoren zu lesen, aber übergesprungen ist der Funke leider nicht komplett. Nichtsdestotrotz freue ich mich sehr auf seine weiteren Romane!

Der DuMont Verlag hat mir netterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung zu dem Buch beeinflusst das natürlich nicht.

Haruki Murakami: Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede. DuMont Verlag. ISBN: 978-3-8321-8064-5. 164 Seiten. 20,00€. 

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