„Vincent“ von Joey Goebel

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„Ein alter, todkranker Mann: Foster Lipowitz hat ein Medienimperium geschaffen, den Markt mit sinnfreien Popsongs, miesen Filmen und zynischen Fernsehserien überschwemmt – und damit ein Vermögen verdient. Er bereut, was er der Kultur angetan hat, und will am Ende seines Lebens der Menschheit etwas Gutes tun. Ein Plan: In den Kornfeldern des Mittleren Westens gründet Lipowitz eine Schule, auf der hochbegabte Kinder zu echten Künstlern erzogen werden sollen. Und da er weiß, dass Kunst von Kummer kommt, sorgt er dafür, dass seine Schüler davon nie zu wenig haben. Ein dunkler Schutzengel: Um die schmutzige Arbeit kümmern sich ›Beschützer‹, die den Schülern zugewiesen werden. Wie etwa Harlan, ein von der Branche enttäuschter Ex-Musiker. Und er nimmt seine Arbeit sehr ernst. Ein Opfer: Vincent Spinetti, der talentierteste Schüler von allen. Dank Harlans unablässigen Bemühungen, Vincents Leben mit Katastrophen anzureichern, erfüllt das Genie alle Erwartungen. Je tiefer Vincent im Kummer versinkt, desto höher seine Kunst. Eine unwahrscheinliche Freundschaft: Kaum zu glauben – im Laufe der Jahre werden Vincent und Harlan Freunde. Aber Vincent weiß nicht, was Harlans Auftrag ist….“

Dieses Buch hat mich aufgewühlt und gepackt. Vincent wird als Kind als potentiell vielversprechender Künstler auf die New Renaissance Akademie geschickt und seitdem von seinem Agenten manipuliert: Er soll nicht glücklich werden und jede glückliche Fügung in seinem Leben wird ihm hinter seinem Rücken entrissen. Dieser Betrug, dem er fast sein ganzes Leben ausgesetzt ist, tut schrecklich weh beim Lesen. „Vincent“ von Joey Goebel ist eine geniale Lektüre.

„Was ist trauriger: ältere Menschen wegen allem, was sie gesehen, gehabt und verloren haben? Oder Kinder ohne jeden blassen Schimmer von allem was sie sehen, haben und verlieren werden?“ (S. 15)

Der Roman porträtiert auf bitterböse Weise unsere Gesellschaft und insbesondere Hollywood und die Musikindustrie. Die Menschen sind dumm – diese Tatsache ist allgegenwärtig in diesem Buch. Zudem hat Joey Goebel Protagonisten erschaffen, die meines Erachtens unfassbar realistisch und menschlich sind. Denn jeder ist irgendwo käuflich und es ist sehr interessant zu lesen, bis an welchen Punkt die Figuren im Buch bereit sind, zu gehen. Dabei ist nichts beschönigend beschrieben, sondern knallhart und auf dem Boden der Realität.

Und noch etwas hat mich schlichtweg begeistert: Was für eine bildhafte Sprache Joey Goebel doch hat! Ich hing beim Lesen an jedem seiner Worte und konnte mir die Personen und Geschehnisse so bildhaft vorstellen, dass es sich teilweise anfühlte, als würde ich einen Film schauen. Das ist für mich gute Literatur. Ich bin absolut überzeugt von diesem Buch – sowohl die Idee, als auch Sprache und Umsetzung sind in „Vincent“ großartig gelungen. Große Empfehlung!

„Wenn kein einziges anderes Gehirn auf Erden an einen denkt, existiert man dann überhaupt?“ (S. 214)

Joey Goebel: Vincent. Diogenes Verlag. ISBN: 978-3-257-23647-7. 448 Seiten. 13,00€.

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