„Liebe / Liebe“ von Marlen Pelny

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Das Alte abstreifen, sich lösen vom Schmerzhaften, das Neue ins Leben lassen. – Behutsam erkundet Marlen Pelny die Möglichkeit einer Verbundenheit außerhalb der Konstellation Vater-Mutter-Kind. Dieses Buch schickt dich zuerst dorthin, wo du nicht sein willst. Dann überwältigt es dich mit seinem Vertrauen darauf, dass Empathie und Liebe tatsächlich möglich sind. Sascha ist eine wahre Heldin, die nicht aufhört zu glauben: an das Heilen von Wunden, an das Leben und an all die innigen Beziehungen, die es für sie bereithält.“

Liebe / Liebe: Das grellrote Cover mit den grazil aussehenden Händen und der gelben Schrift ist ein wahrer Hingucker. Allzu viel von dem, was sich hinter dieser schönen Fassade verbirgt, wusste ich im Vorfeld nicht, nur, dass es in irgendeiner Form um Gewalt gehen sollte, erzählt aus einer kindlichen Perspektive. Ich konnte noch nicht ahnen, was auf mich zukommt, und vertraute lediglich auf das Urteil von Nadine aus dem Haymon Verlag, die mir diesen Roman ans Herz legte (was für ein Glück!).

Spontan schnappte ich es mir also eines Nachmittags und machte es mir damit auf dem Sofa bequem. Und begab mich so auf eine Reise, die mich völlig atemlos zurückließ, aufrüttelte, berührte und nun sitze ich, ein paar Tage nach Abschluss der Lektüre, immer noch fast sprachlos vor dem Laptop, und versuche, meinen Gedanken zu diesem Buch eine Struktur zu verleihen.

In Marlen Pelnys Liebe / Liebe erleben wir die Welt durch die Augen der Protagonistin Sascha, die Erfahrungen macht, die sie lange nicht einordnen kann und die kein Kind machen sollte. Es tut weh, in ihre Gedankenwelt einzutauchen, mitzuverfolgen, wie sie zu bestimmten Entscheidungen getrieben wird und ihre Weltsicht geformt wird von Geschehnissen, die einfach nur grausam sind.

Und doch ist dieser Roman ein wahnsinniges Erlebnis. Oft bin ich enttäuscht von  Büchern, denen eine besonders literarische Sprache zugeschrieben wird und diese genau dafür in den höchsten Tönen gelobt werden. Marlen Pelny aber schafft es scheinbar mühelos, unglaublich starke Sprachbilder zu erschaffen, die teilweise völlig neutral daherkommen, aber einschlagen wie ein Blitz. Der Schreibstil hat mich umgehauen und die Sätze wirken immer noch nach.

„Ganz ruhig und leise drücke ich meine Worte gegen die Lippen und schiebe sie immer genau zum richtigen Zeitpunkt mit der Zunge hinaus in den Raum.“ – S. 170

Eine Triggerwarnung ist bei diesem Buch notwendig, denn es geht um Kindesmissbrauch. In Ansätzen erinnert es an Kukolka, denn auch darin geht es um eine Missbrauchsgeschichte aus Sicht einer sehr jungen Protagonistin. Liebe / Liebe ist keine leichte Lektüre, aber dafür eine, die vieles auslösen kann und mir sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird.


Der Haymon Verlag hat mir netterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung zu dem Buch beeinflusst das natürlich nicht.

Marlen Pelny: Liebe / Liebe. Haymon Verlag. ISBN: 978-3-7099-8141-2. 216 Seiten. 19,90€.

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