„Kurt“ von Sarah Kuttner

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„Lena hat mit ihrem Freund Kurt ein Haus gekauft. Es scheint, als wäre ihre größte Herausforderung, sich an die neuen Familienverhältnisse zu gewöhnen, daran, dass Brandenburg nun Zuhause sein soll. Doch als der kleine Kurt bei einem Sturz stirbt, bleiben drei Erwachsene zurück, deren Zentrum in Trauer implodiert. Sarah Kuttner erzählt von einer ganz normalen komplizierten Familie, davon, was sie zusammenhält, wenn das Schlimmste passiert. Sie erzählt von dieser Tragödie direkt und leicht und zugleich mit einer tiefen Ernsthaftigkeit, so einfach und kompliziert wie nur Sarah Kuttner das kann.“

Es gibt womöglich nichts, was zu diesem Roman noch nicht gesagt wurde. Von „Kurt“ sind alle schwer begeistert, scheinbar jeden hat diese Geschichte erreicht. Ging es mir auch so? Ja und nein.

Ich habe in meinem Leben noch keinen tragischen Verlust erlebt. Ich schätze mich sehr glücklich, mit so einer Situation bisher noch nicht konfrontiert worden zu sein und ich hoffe, das bleibt noch sehr lange so. Doch Bücher sind für mich eine Möglichkeit, in andere Realitäten einzutauchen, mich dort umzuschauen und mit ganz anderen Themen zu befassen. Sarah Kuttners neuster Roman beschreibt eine Patchworkfamilie, die mit dem unerwarteten und plötzlichen Tod vom sechsjährigen Kurt umgehen muss. Ein schweres Thema.

Zu Beginn des Romans ist Lena damit beschäftigt, wie sie sich dem kleinen Kurt gegenüber verhalten soll. Sie ist nicht seine Mutter, trotzdem wohnt er den halben Monat bei seinem Vater und ihr. Diese Gedanken weichen der Situation, dass nun alle um das Kind trauern. Dabei stellt Sarah Kuttner mit diesem Familienmodell Fragen auf, die sehr interessant und nachvollziehbar sind.

„Kurt ist vieles, was ich mir wünsche und brauche, ein paar Dinge, die ich mir nicht wünsche, aber brauche, und nur ganz wenig von dem, was ich mir weder wünsche noch brauche.“ (S. 48)

Stark beeindruckt hat mich der Schreibstil, der in diesem Buch sofort auffällt: Durch die lockere Umgangssprache bin ich sofort in die Geschichte eingetaucht, habe mich abgeholt und sehr gekonnt durchgeführt gefühlt. Sarah Kuttner schreibt unglaublich zugänglich und gleichzeitig locker und leicht über eins der schwerst möglichen Themen. Die Figuren hatten dadurch Farbe, sie wirkten beim Lesen richtig real und ich denke, das ist einer der Gründe, warum allen die Geschichte so nahe ging.

Irgendwie konnte ich jedoch nicht hundertprozentig mitfühlen. Trotz grandiosem Erzählen und dem ernsten, tieftraurigen Thema, hat bei mir noch ein Stück gefehlt, um mich auf diese emotionale Ebene begeben zu können. Vielleicht habe ich die Gefühle beim Lesen nicht genug zugelassen, doch während andere Leser die gesamte Achterbahnfahrt durchmachten und Tränen vergossen, genoss ich vordergründig diesen beeindruckend geschriebenen Roman der Gegenwartsliteratur.

Der S. Fischer Verlag hat mir netterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung zu dem Buch beeinflusst das natürlich nicht.

Sarah Kuttner: Kurt. S. Fischer Verlag. ISBN: 978-3-10-397424-9. 240 Seiten. 20,00€.

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