„Frau im Dunkeln“ von Elena Ferrante

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„Leda ist fast fünfzig, geschieden, sie unterrichtet Englisch an der Universität in Florenz. Die erwachsenen Töchter sind jetzt beim Vater in Kanada, und Leda muss sich eingestehen, dass sie statt der erwarteten Sehnsucht vor allem Erleichterung empfindet. Den heißen Sommer verbringt sie in einem süditalienischen Küstenort: Bücher, Sonne, das Meer, was könnte friedlicher sein? Am Strand macht sich neben ihr allerdings eine übermütig lärmende neapolitanische Großfamilie breit, darunter eine noch junge Mutter und deren kleine Tochter. Leda beobachtet die beiden über Tage, zunächst fasziniert, wohlwollend. Allmählich aber schlägt ihre Stimmung um, irgendwann folgt sie einem Impuls und tut dem kleinen Mädchen und der Familie etwas Unbegreifliches an. Und wird selber heimgesucht, von lange verdrängten Erinnerungen – an gravierende Entscheidungen, die sie zu treffen hatte, ganz zum Leidwesen ihrer eigenen Töchter …“

Mutter-Tochter-Beziehungen sind ein Thema, das mich sehr interessiert. Meine eigene Mutter ist für mich eine der wichtigsten Bezugspersonen in meinem Leben, doch ehrlich gesagt habe ich mich nie richtig hineinversetzt in den Gedanken, wie sich diese Konstellation wohl aus der mütterlichen Sicht anfühlt. Das hat sich mit diesem Buch verändert. Und was soll ich sagen? Das #FerranteFever hat mich wohl doch noch erwischt.

An Elena Ferrante, und insbesondere ihrer neapolitanischen Saga, ist es sehr schwer vorbeizukommen. „Meine geniale Freundin“ ist ein internationaler Bestseller und erschien 2018 auch als Serie. Ich muss zugeben, ich traute mich eine ganze Weile nicht an Elena Ferrantes Bücher heran. Zu Italien habe ich nie einen sonderlichen Zugang empfunden, für mich ist das Land kein Sehnsuchtsort. Doch spätestens, als ich auf „Frau im Dunkeln“ aufmerksam wurde – und das Cover so schön fand-, war meine Neugier doch geweckt.

„Frau im Dunkeln“ ist ein recht kurzer, sehr eindrucksvoller Roman über eine Frau Ende vierzig, die alleine Urlaub macht und täglich eine Familie am Strand beobachtet. Was dieses Beobachten mit ihr macht und wozu es letztlich führt, ist psychologisch unglaublich interessant. Die Einblicke in Ledas Gedankenwelt sind so ehrlich, so realistisch und tiefgehend beschrieben, dass es sich schon auf wenigen Seiten anfühlte, als würde ich diese Frau auf einer tiefen Ebene kennen.

In diesem Roman war kein Satz zu viel und die angenehme Schreibweise holte mich sofort ab. Nachdem ich von den ersten Seiten so begeistert war, überzeugte ich meine Mutter, das Buch zeitgleich mit mir zu lesen. Es war sehr spannend, sich im Nachhinein über das Gelesene mit ihr auszutauschen, gerade weil wir so einen unterschiedlichen Erfahrungsschatz haben und sie die Protagonistin auf eine andere Art verstehen konnte als ich.

Nach „Frau im Dunkeln“ habe ich auf jeden Fall große Lust auf weitere Bücher von Elena Ferrante!

Der Suhrkamp Verlag hat mir netterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung zu dem Buch beeinflusst das natürlich nicht.

Elena Ferrante: Frau im Dunkeln. Suhrkamp Verlag. ISBN: 978-3-518-42870-2. 188 Seiten. 22,00€.

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