Monatsrückblick Februar 2021

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Mein Februar war ruhig und arbeitsintensiv gleichzeitig. Ruhig, weil sich von Tag zu Tag nicht viel geändert hat. Arbeitsintensiv, weil ich bis Mitte des Monats noch Uni hatte, gearbeitet habe und an einer Seminararbeit geschrieben habe. In Letzterem ging es um die Übersetzung des polnischen Klassikers Die Zimtläden und der Frage, was eine gute Übersetzung eigentlich ausmacht. Auch generell habe ich mich in den letzten Wochen relativ viel mit Übersetzer:innen auseinandergesetzt und möchte zukünftig mehr darauf achten, ihre Arbeit anzuerkennen.

Ein paar Highlights hatte der Monat auch, begonnen mit einem wunderbaren Blogger:innentreffen mit Benedict Wells, den ich wahnsinnig sympathisch fand. Zum zweiten Mal durfte ich an einer tollen Online-Hausparty teilnehmen, die gefühlsmäßig schon sehr nah an eine schöne Veranstaltung mit interessanten Menschen im echten Leben herankam. Ansonsten habe ich es sehr genossen, dass sich die Sonne ein wenig öfter blicken ließ und mein Freund und ich zum ersten Mal auf unserem Balkon frühstücken konnten. Ich war einige Male spazieren und mein Freund hatte Geburtstag. Das war er also, der Februar.

Hinzugekommene Bücher: 8

Gelesene Bücher: 8

Das war mein Februar 2021 in Büchern:

Hard Land von Benedict Wells*

Was für ein Auftakt in den Februar! Der neue Roman Hard Land von Benedict Wells spielt in Missouri der 80er Jahre und erzählt vom 15-jährigen Sam, der einen einmaligen Sommer erlebt. Es geht um das Erwachsenwerden, Liebe, Verlust, Familie, Freundschaft und vieles mehr. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und wurde derart hineingesogen in diese berührende Geschichte, dass sie mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Hiermit deklariere ich Benedict Wells zu einem meiner Lieblingsautoren. Große, große Empfehlung! Hier geht es zu meiner ausführlichen Rezension.

Kindheit von Tove Ditlevsen

Wie viele andere, habe ich mich vom aktuellen Hype mitreißen lassen und mir den ersten Band der neu verlegten Kopenhagen-Trilogie der dänischen Autorin und Lyrikerin Tove Ditlevsen zugelegt. Von ausschließlich begeisterten Stimmen umgeben zu sein, war gar nicht so förderlich dafür, der Lektüre mit den gleichen Erwartungen zu begegnen wie anderen. Doch innerhalb kürzester Zeit habe ich die knapp 118 gelesen und kann mich dem Fanclub nun anschließen: ein wunderbares Buch! Zart, poetisch und melancholisch beschreibt Tove Ditlevsen ihre Kindheit, die ihr nie ganz zu entsprechen schien. Schon früh entdeckte sie Sprache und Poesie für sich, zu der ihre Familie keinerlei Bezug fand, und bahnte sich ihren eigenen Weg. Jetzt habe ich definitiv das starke Bedürfnis, die nächsten beiden Bücher der Trilogie auch noch zu lesen – und fiebere dem Erscheinungstermin entgegen.

Molly Moon’s Incredible Book of Hypnotism von Georgia Byng (Hörbuch)

Molly Moon ist eins meiner absoluten Lieblingsbücher aus der Kindheit. Die Geschichte rund um das Waisenmädchen Molly, das durch Zufall auf die Kunst der Hypnose trifft und innerhalb kürzester Zeit die Fähigkeit erlernt, Menschen zu hypnotisieren, hat mich schon damals fasziniert. Nun war es Zeit zu erforschen, ob das Buch den Test der Zeit besteht, indem ich mir den Roman als Hörbuch anhörte, rund 15 Jahre später. Und ja, diese Geschichte war für mich auch im Alter von 24 Jahren nostalgisch und unterhaltsam, es hat so viel Spaß gemacht, wieder in diese abenteuerliche, magische Welt einzutauchen!

Boy Parts von Eliza Clark

Puh. An dieses Buch hatte ich leider sehr hohe Erwartungen. Es geht um die junge Fotografin Irina, die durchschnittliche Männer auf pornografische Weise fotografiert und eines Tages eingeladen wird, ihre Fotografien bei einer renommierten Ausstellung zu präsentieren. Viel mehr Handlung gibt es tatsächlich nicht. Es gab keine einzige Figur, mit der ich mich ansatzweise identifizieren konnte, alle waren unsympathisch und fast schon karikativ grausam beschrieben. Irgendwann habe ich jede Seite gehasst und war erleichtert, als es vorbei war.

Kim Jiyoung, Born 1982 von Cho Nam-Joo (Hörbuch)

Die Weltsensation aus Südkorea hat auch mich in ihren Bann gezogen. Jiyoung wächst in einem stark patriarchalen System auf, hat Ambitionen, die sie jedoch nicht ausleben darf. Stattdessen wird sie Mutter und Hausfrau – bis sie eines Tages beginnt, mit der Stimme anderer Frauen aus ihrem Umfeld zu sprechen, zur Irritation ihres Mannes. Ich kann mir total vorstellen, dass sich viele Leser:innen in Südkorea mit diesem Buch gehört gefühlt haben. Und für den Rest der Welt ist es ebenso ein wichtiger Roman, der viel Aufmerksamkeit verdient.

Jugend von Tove Ditlevsen

Gefühlte Ewigkeiten dauerte es, bis die zwei Folgebände der Kopenhagen-Trilogie, Jugend und Abhängigkeit, endlich bei mir eintrafen. In einer Zeitspanne von 24 Stunden hatte ich auch den 2. Teil verschlungen und bin nach wie vor begeistert von diesem besonderen, glasklaren und gleichzeitig dichterischen Schreibstil (der natürlich auch auf die hochwertige Übersetzung von Ursel Allenstein zurückzuführen ist). Über Tove als Jugendliche zu lesen fand ich thematisch insgesamt ein bisschen spannender als ihre Kindheit, konnte mich hineinversetzen in das Gefühl, nach dem eigenen Platz in der Welt zu suchen und etwas unbedingt zu wollen – in ihrem Fall, eine publizierte Dichterin zu sein. Die Seiten flogen dahin, das Buch war ein Vergnügen!

Abhängigkeit von Tove Ditlevsen

Auch der dritte Teil der Trilogie war ein Genuss und nun kann ich mich nicht entscheiden, welchen ich am interessantesten fand. Abhängigkeit ist ernster, düsterer als seine Vorgänger. Es hat vieles in mir ausgelöst, ich habe mit Tove mitgelitten und mich oft gefragt, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, hätte sie bestimmte Entscheidungen nicht getroffen. Alle drei Bände waren eine große Bereicherung für mich, und während ich 18 Euro pro Buch sehr teuer finde, waren es mir die Bücher wert. In den nächsten Wochen möchte ich noch einen einzelnen Beitrag zur Kopenhagen-Trilogie veröffentlichen. Hier geht es zu meiner ausführlichen Rezension.

Terror von Ferdinand von Schirach

Nachdem mein erstes Buch von Ferdinand von Schirach, Verbrechen, letzten Monat leider ein Flop für mich war, ließ ich mich aufgrund zahlreicher Empfehlungen erneut auf ihn ein. Terror ist in Form eines Theaterstücks geschrieben und dieses Format hat für mich super funktioniert. Wir begleiten ein fiktives Gerichtsverfahren, in dessen Mittelpunkt ein philosophisches Dilemma steht. Der Autor arbeitet es wahnsinnig geschickt aus, bezieht keine eigene Stellung und lässt seine Leser:innen selbst reflektieren. Ich habe das Buch an einem Morgen inhaliert und im Anschluss lange mit meinem Freund darüber geredet. Zum Glück habe ich Ferdinand von Schirach noch eine Chance gegeben – nun wage ich mich bestimmt doch noch an ein anderes seiner Bücher heran!


Was habt ihr im Februar gelesen?

*Bei den gekennzeichneten Büchern handelt es sich um Rezensionsexemplare.

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