„Drei Kameradinnen“ von Shida Bazyar

Veröffentlicht in: Lesen und Gelesen, Rezensionen | 1

„Seit ihrer gemeinsamen Jugend in der Siedlung verbindet Hani, Kasih und Saya eine tiefe Freundschaft. Nach Jahren treffen die drei sich wieder, um ein paar Tage lang an die alten Zeiten anzuknüpfen. Doch egal ob über den Dächern der Stadt, auf der Bank vor dem Späti oder bei einer Hausbesetzerparty, immer wird deutlich, dass sie nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror. Ihre Freundschaft aber gibt ihnen Halt. Bis eine dramatische Nacht alles ins Wanken bringt. Shida Bazyar zeigt in aller Konsequenz, was es heißt, aufgrund der eigenen Herkunft immer und überall infrage gestellt zu werden, aber auch, wie sich Gewalt, Hetze und Ignoranz mit Solidarität begegnen lässt.“

Fulminant, wütend, provokant – so wird Drei Kameradinnen von allen Seiten beschrieben. Nachdem ich leider kein Fan von Shida Bazyars Debüt Nachts ist es leise in Teheran war, war ich eigentlich entschlossen, ihren neuen Roman zu missen. Doch irgendwann machten mich die vielen begeisterten Stimmen neugierig, dann ist auch noch das Cover so wunderschön und schließlich fragte ich das Buch als Rezensionsexemplar an in der Überzeugung, es wäre sicherlich auch für mich ein neues, schillerndes Jahreshighlight.

Ganz ehrlich: Ich wünschte, ich könnte mich euch anschließen, könnte mich einreihen und euch alle auffordern, dieses Buch zu lesen. Die darin zentralen Themen sind super wichtig, aktuell, relevant. Das möchte ich überhaupt nicht anzweifeln. Eine Geschichte aus der Sicht einer unzuverlässigen Erzählerin zu erzählen und damit zu spielen, dass wir als – in diesem Fall – weiße und in Deutschland sozialisierte Leser:innen automatisch Vorurteile an den Tag legen, ist sehr clever. Eine Geschichte über drei Freundinnen, die nach ihrem Platz in der Gesellschaft suchen, klingt prinzipiell erstmal nach der Rezeptur für ein Buch, das mir gefallen könnte.

Doch leider haben mich die Wut und Provokation nicht ansatzweise abgeholt. Es fällt mir schwer, genau festzumachen, woran das liegt: War mir der Ton zu anklagend? Habe ich mich zu wenig auf die direkte Ansprache der Erzählerin eingelassen? Habe ich die Geschichte zu wenig reflektiert? Dann war es wohl ein klarer Fall von „It’s not you, it’s me.“ Ehrlicherweise hat mich das Buch sogar ziemlich gelangweilt. Anfangs dachte ich noch: Okay, der fesselnde Teil kommt sicher bald. Doch er kam nie und die Schicksale von Kasih, Hani und Saya blieben für mich belanglos, weil ich zu keiner Figur eine Bindung aufbauen konnte.

Ich habe kein Wohlfühlbuch erwartet. Auch keine „leichte“ Lektüre. Doch Drei Kameradinnen konnte in mir leider nichts auslösen und hallt auch nicht nach. Ich freue mich trotzdem, wenn der Roman an die richtigen Leser:innen gerät, die sich dadurch mit den Themen Rassismus, Diskriminierung und ihren eigenen Vorurteilen auseinandersetzen.


Der KiWi Verlag hat mir netterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung zu dem Buch beeinflusst das natürlich nicht.

Shida Bazyar: Drei Kameradinnen. KiWi Verlag. ISBN: 978-3-462-05276-3. 352 Seiten. 22,00€. 

  1. Lea

    Das steht auch noch auf meiner Liste! Bisher konnte ich mich noch nicht zu ihm durchringen, aber gut, jetzt mit der Longlist … Ich bin immer noch am hin- und herschwanken.

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