„Der Sprung“ von Simone Lappert

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„Dienstagmorgen in einer mittelgroßen Stadt. Manu, eine junge Frau in Gärtnerkleidung, steht auf dem Dach eines Mietshauses. Sie brüllt, tobt, wirft Gegenstände hinunter, vor die Füße der zahlreichen Schaulustigen, der Presse, der Feuerwehr. Die Polizei geht von einem Suizidversuch aus. Einen Tag und eine Nacht lang hält die Stadt den Atem an. Für Finn, den Fahrradkurier, der sich erst vor kurzem in Manu verliebt hat, bleibt die Zeit stehen. Genau wie für ihre Schwester Astrid, die mitten im Wahlkampf steckt. Den Polizisten Felix, der Manu vom Dach holen soll. Die Schneiderin Maren, die nicht mehr in ihre Wohnung zurückkann. Für sie und sechs andere Menschen, deren Lebenslinien sich mit der von Manu kreuzen, ist danach nichts mehr wie zuvor.“

Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich noch völlig neutral über „Der Sprung“ schreiben kann. Seit ich die bezaubernde Simone Lappert sowohl auf der LitBlogCon als auch auf der Frankfurter Buchmesse erleben durfte, würde ich ihr Buch am liebsten in den höchsten Tönen loben. Ich fand es auch gar nicht schlecht! Nur leider eben auch nicht grandios.

Die Prämisse der Geschichte ist zugleich für den Spannungsbogen verantwortlich: Manu steht auf einem Dach und weigert sich, herunterzukommen. Diese Situation beeinflusst viele andere Schicksale und dient als Katalysator für bestimmte Entscheidungen oder Handlungen der anderen Charaktere, die wir im Laufe des Buches ein kleines Stück begleiten. Simone Lappert hat die einzelnen Geschichten sehr geschickt miteinander verknüpft und die Zusammenhänge fühlen sich beim Lesen realistisch an. Aus jeder Geschichte geht hervor, womit die Figuren jeweils in ihrem Alltag zu kämpfen haben, sei es eine eingeschlafene Ehe, eine heimliche Schwärmerei oder schmerzvolle Erinnerungen an Vergangenes.

„Egon schmunzelte. Den meisten sagte Roswitha, was sie hören wollten. Nur denen, die sie wirklich mochte, sagte sie, was sie dachte.“ – S. 33

Trotz der zahlreichen Charaktere, die Simone Lappert nach und nach einführt, entsteht keine Verwirrung. Besonders gefiel mir, mit welcher Liebe zum Detail die Autorin kleine Alltagsbeobachtungen schildert. Allgemein war „Der Sprung“ eine eher kurzweilige Lektüre, nicht zuletzt wegen der häufigen Sprünge zwischen den Figuren sowie der kurzen Kapitel.

Allerdings fand ich die übergeordnete Geschichte, die sich aus den Geschichten der einzelnen Figuren ergab, leider ein bisschen langatmig. Insbesondere Manu fand ich als Protagonistin unnahbar und unsympathisch – wenngleich man über sie vergleichsweise wenig erfährt, löste ihr Charakter bei mir einen unangenehmen Beigeschmack aus. Hinzu kam, dass es bei den wechselnden Figuren in diesem Buch unvermeidbar ist, sich für manche mehr zu interessieren als für andere. Letztendlich hat mich keines der Schicksale wirklich bewegt, nichts ging mir so nahe, wie ich es mir beim Lesen immer erhoffe.

„Der Sprung“ von Simone Lappert war mit Sicherheit keine schlechte Lektüre. Wer nach einer kurzweiligen Geschichte sucht, die beim Lesen ein wenig über das eigene Leben nachdenken lässt, könnte hieran Gefallen finden. Für mich hat es leider nicht allzu viel getan.

Der Diogenes Verlag hat mir netterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung zu dem Buch beeinflusst das natürlich nicht.

Simone Lappert: Der Sprung. Diogenes Verlag. ISBN: 978-3-257-07074-3. 336 Seiten. 22,00€.

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