„Andere Leute“ von Dorota Masłowska

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„Eine von Smog und Verachtung vergiftete Stadt, teure Autos, billige Beziehungen, hohe Ansprüche und niederste Instinkte. Kamil träumt von einer Karriere als Rapper, wohnt aber noch bei der Mutter in einer Warschauer Plattenbauwohnung. Er dealt mit Rauschgift, jobbt als Klempner und lässt sich von seiner Kundin Iwona halb verführen, halb bezahlen. Sie lebt unglücklich mit ihrem Ehemann Maciej und dem kleinen Sohn Leon in einer von Mauern geschützten Immobilie. Ihr Mann begehrt sie nicht mehr, hat eine Geliebte. Iwona schüttet ihre Sorgen bei der ukrainischen Putzfrau aus, während Kamil wiederum, ohne es zu ahnen, Maciej Drogen verkauft – und so schließt sich der Kreis zwischen den Personen, entsteht ein Kaleidoskop aus Liebe und Betrug, Begierde und Eitelkeit. Am Ende steht die Frage: Die anderen Leute – sind das womöglich wir selbst?“

Wann immer ich Bücher polnischer Autor*innen entdecke, schlägt mein Herz ein bisschen höher. So ging es mir erst recht, als ich in der Beschreibung von Dorota Masłowskas „Andere Leute“ von Warschauer Plattenbauten las, die ich nur allzu gut kenne und mit meiner Kindheit verbinde (allerdings abzüglich der Drogen). Darin leben die Protagonist*innen des Romans, dort spielt sich die Handlung ab. Geschrieben ist das Buch größtenteils wie ein Theaterstück, es besteht aus viel Dialog und lässt sich dadurch schnell lesen. Einerseits fand ich diese unkonventionelle, bruchartige Art des Erzählens originell und interessant. Andererseits hat es ungefähr ab der zweiten Hälfte aufgehört, für mich zu funktionieren. Die Geschichte wurde wirr, die Dialoge auch und trotz der geringen Seitenanzahl musste ich mich zwingen, weiterzulesen und dranbleiben zu wollen.

Die Figuren sind alle auf ihre Art und Weise Außenseiter, sie leben am Rande der Gesellschaft, sind unglücklich, verzweifelt und perspektivlos. Sie sprechen umgangssprachlich und vulgär, bilden eine gesellschaftliche Schicht ab, die in den Tag hineinlebt und dabei keine konkreten Ziele verfolgt. Ich konnte ihre Probleme nicht nachempfinden, irgendwie wirkten sie auf mich sehr distanziert. Nach der Lektüre von „Andere Leute“ wusste ich nicht so recht, wie ich das Buch einzuordnen hatte und legte es leider mit einem Gefühl von Gleichgültigkeit zur Seite.

Der Rowohlt Berlin Verlag hat mir netterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung zu dem Buch beeinflusst das natürlich nicht.

Dorota Masłowska: Andere Leute. Rowohlt Berlin Verlag. ISBN: 978-3-7371-0072-4. 160 Seiten. 18,00€.

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